Begriffsklärungen

Was heißt „stabil“?

Wenn von einem „stabilen Ausgangszustand“ ausgegangen wird, der nach einer emergenten Phase in einen neuen stabilen Zustand übergeht, so ist das Wort „stabil“ völlig wertfrei! Auch ein psychisch völlig „abgestürzter“ Mensch, der nur mit Medikamenten stabilisiert werden konnte, befindet sich in einem stabilen Zustand. Auch hier ist das Wort „erzählbar“ anwendbar: „Stabil“ ist jeder Bewusstseinszustand, der definiert oder eben „erzählt“ werden kann. Auch der neue Bewusstseinszustand ist stabil, sobald er „erzählt“ werden kann – das kann durchaus auch negativer (auf einer moralischen Skala)   sein.

Ikonen oder Vorbilder:

Sehr oft fehlt in kritischen Situationen ein Mitmensch, dem „man“ sich mitteilen kann. Ebenso oft ist kein adäquater Gesprächspartner für ein selbstgestecktes Ziel vorhanden. Dann passiert oft , dass man „mit sich selbst redet“, man führt Selbstgespräche. Da ist es oft hilfreich, sich an einem Vorbild zu orientieren, dessen Verhalten (Bewusstseinszustand) man erreichen will – das mögen „Filmstars“ sein oder andere Vorbilder.

Auch hier entsteht das, was Luhmann „Doppelte Kontingenz“ nennt, bzw. das, was ich in „Duale Narrration“ umbenennen möchte.

Es ist schade, dass es in unserer Gesellschaft seit kurzer Zeit verpönt ist, sich an Vorbildern zu orientieren. Die große Sorge, dass Vorbilder unkritisch nachgeahmt werden, ist durchaus begründet, das ist aber in der Regel mit der Bejahung einer ausgeprägten Individualität nicht zu befürchten – relativ bald werden innere Widersprüche des Vorbildes zur eigenen Individualität offensichtlich und das Vorbild wieder „abgebaut“.

Verständigung versus Kommunikation

Oft wird „Kommunikation“ auch als „Verständigung“ definiert. Verständigung kann auch bedeuten, dass gleiche Urteile, Werte ff ausgetauscht werden. Zwar ist auch hier gegenseitige Information nötig, aber es erfolgt keine Weiterentwicklung. Hierzu müsste die Information eine Irritation sein. Erst dann entsteht Kommunikation, aber immer in der oben genannten Dekomponierung.

Warum „Duale Narration“ und nicht „Multiple Narration“?

Grundsätzlich kann nur zwischen jeweils zwei Menschen eine Kommunikation stattfinden. Auch dann, wenn mehrere Menschen miteinander „kommunizieren“, wird sich jeweils nur Eine/r auf jeweils nur Eine/n konzentrieren müssen und dürfen. Mehr als eine Person ist nicht als „Alter Ego“ zur gleichen Zeit konstruierbar. Insoweit deckt sich der Begriff „Duale Narration“ mit der Denkfolge Luhmanns.

Nicht von Luhmann ist die Beobachtung, dass andernfalls  „Konfluenzen“ entstehen, hier in dieser Konstellation also das Vermischen von Gruppenmeinungen zu eigenständigen fiktiven Identitäten. Das führt im positiven Fall zu „Brainstorming“ oder auch (negativ) zu „Mobbing“.