Der Austausch, das Erzählen von „erzählbaren Ergebnissen“ ist der eigentliche Vorgang dessen, was konventionell als „Kommunikation“ beschrieben wird.
Der Begriff „Narration“ ist am bekanntesten aus der Filmindustrie: Dort bezeichnet Narration den Teil eines Filmes, der als notwendig zusätzlich erzählt wird, statt ihn als Handlung darzustellen. Interessanterweise taucht er (englisch: dual narrative) als Idee in einem Projekt auf, das den Konflikt zwischen Israel und Palästina als “dual narrative” lösen will: Die Menschen dort sollen sich einfach und ganz persönlich erzählen, was sie so bewegt. Eine interessante Idee, die leider an zwei Hürden scheiterte: Erstens an der Macht der Eliten und zweitens an der leider sehr einseitigen Bereitschaft und Fähigkeit, Empathie für die Sichtweise der Anderen zu entwickeln.
Im Unterschied dazu ist „Duale Narration“ ein Vorgang, der zwischen zwei (und nur jeweils zwei!) Menschen stattfindet, wenn sie zusammentreffen und das entsteht, was gemeinhin als „Kommunikation“ bezeichnet wird. Von Luhmann stammte der Begriff “Doppelte Kontingenz”, der zwar etwas genauer beschreiben soll, was “Kommunikation” eigentlich ist, aber leider ohne die notwendige Voraussetzung zu erkennen: Die Empathie.
Um zu verstehen, warum der Begriff „Duale Narration“ ein erheblich präziserer Begriff ist, als “Doppelte Kontingenz” oder (daraus folgend) „Kommunikation“, muss zu Beginn der Anfang jeder Begegnung von jeweils zwei Menschen „dekomponiert“, also im Einzelnen betrachtet werden.
Trifft ein Mensch einen Anderen, so entsteht IMMER ein Zustand, in dem die Unberechenbarkeit des Anderen auf den umgekehrten Zustand trifft – jeder ist dem anderen unberechenbar. Das ist auch dann der Fall, wenn Beide sich sogar recht gut und lange schon kennen, aber erst Recht natürlich dann, wenn Beide sich noch unbekannt sind.
Luhmann und Parsons nennen beide diesen Zustand „Doppelte Kontingenz“, Parsons zieht aus diesem Zustand die Konsequenz, dass es Regeln und moralische Werte braucht, um diesen Zustand nicht in eine Katastrophe enden zu lassen. Luhmann (als Schüler von Parsons) vertritt die Gegenthese: Im Gegenteil entsteht sogar OHNE Normen und Gesetze eine sehr produktive Weiterentwicklung: die Kommunikation. Leider verwendet Luhmann auch im Folgenden (in allen seinen Texten zum Thema) den Begriff „Doppelte Kontingenz“ und trifft dabei auf sehr viel Missverständnis. Es spricht Vieles dagegen, dass er weiterhin verwendet wird.
Denn tatsächlich beschreibt auch er eine Weiterentwicklung nach dem Aufeinandertreffen zweier „Kontingenzen“, die eher den Namen „Duale Narrration“ verdient.